Selbstabwertung in Gruppensituationen

In Gruppensituationen bin ich unsicher und werte mich ab.

Gruppensituationen sind der Horror für mich. Ich kann gar nicht anders als mich permanent zu bewerten - abzuwerten!

"Du bist zu still. Du bist zu unsicher. Du bist zu unscheinbar. Du stehst komisch, du bist komisch gekleidet. Du bist nicht genug schön."

All diese Gedanken sind permanent in meinem Kopf. Ich werde total unsicher, bin nicht präsent bei der Gruppe, sondern in mir drin am Kämpfen. 

 

Was passiert? Durch diese abwertenden Gedanken, durch den Krieg in mir, spalte ich mich von mir selbst ab. Ich lehne mich ab. Daraufhin entspringt dann das Gefühl, nicht dazuzugehören, zu stören, anders zu sein. Es fühlt sich so an, als ob die ganze Gruppe ein Herz und eine Seele wären, und ich bin allein. Kein Mensch mag mich, alle finden mich komisch und unsympathisch. 

 

Tatsächlich redet vielleicht kein Mensch mit mir. Ich kann mir vorstellen, dass diese Ablehnung mir gegenüber, ausstrahlt, dass ich alle anderen ablehne und nichts mit ihnen zu tun haben will. Mein innerer Kampf, meine Ablehnung von mir selbst, lässt mich nicht zugehörig sein. 

 

Ich selbst stelle mich an den Rand. Nicht die Gruppe tut das. Ich selbst lasse mich nicht zugehörig fühlen, nicht die Gruppe schliesst mich aus.

Meine Erfahrung, als ich mich mal zugehörig liess

Ich war an einem kleinen Konzert in einem Bandraum in Bern. Nicht viele Menschen hatten Platz. Es war eher eine familiäre/kollegiale Stimmung - also quasi: Mit einer Gruppe Freund:innen an ein Konzert gehen. Ich bin allein hingegangen. Mein normales Muster wäre, mich schon von Anfang an als die Komische, die Unscheinbare, die Langweilige einzustufen und so ein tiefes Gefühl von "ich bin nicht zugehörig" zu kultivieren. Schliesslich kamen alle mit Partner:in oder Freund:innen. An diesem Abend war ich in meiner Kraft und fühlte mich von innen erfüllt. Ich hab mich selbst so gelassen, wie ich bin. Ja, ich bin still und plappere nicht direkt einfach los. Ja, ich stehe gern allein in der Ecke und haben nicht das Bedürfnis, mich in die Mitte des Raumes zu stellen. Ja, ich bin unsicher, da mega viele Eindrücke auf mich einprasseln und mich das überfordert. 

Ich habe mich selbst als Teil der Gruppe sein lassen. Ich hab mich nicht schlechter gemacht als die anderen. Ich war eine von ihnen. 

Und was ist passiert?

Ich habe mit Menschen einfach ein Gespräch angefangen. Ich habe meine Neugier rausgelassen und einfach Fragen gestellt, wenn mich etwas an einem Menschen interessierte. Ich bin sogar am Schluss nicht einfach stillschweigend davongehuscht, wie es meine Unsicherheit gerne hätte. Nein. Ich bin einfach geblieben. Hab mich in die Gruppe der Musiker und deren Freund:innen gesetzt. Sie nahmen mich wahr, haben mich einbezogen in das Gespräch und mir Fragen gestellt. Ich hatte schöne Gespräche und schöne Momente. 

 

Das war eine so wichtige Erkenntnis für mich.

 

Wenn ich mich selbst so lasse wie ich bin, dann bin ich zugehörig.

Wenn ich mich selbst zugehörig lasse, dann bin ich voll in der Gruppe drin.